Seit Jahren nutze ich den Vim. Ich würde ihn sogar als meinen Lieblingseditor bezeichnen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie produktiv man mit diesem Texteditor arbeiten kann – wenn man ihn beherrscht. Doch genau das ist nicht gerade einfach. Zumindest für Einsteiger.
Jedes Jahr sehe ich wieder bei meinen neuen Studierenden, wie sie sich mit dem Vim auf der Linux-Konsole herumplagen. Die meisten wechseln nach ein paar gescheiterten Versuchen zum nano, weil er ja viel einfacher zu bedienen ist. Dazu passt dieser nette Tweet, den ich auch gerne in Präsentationen verwende:
I've been using Vim for about 2 years now, mostly because I can't figure out how to exit it.
— I Am Devloper (@iamdevloper) 17. Februar 2014
Ich gebe zu, dass der Vim nicht gerade intuitiv bedienbar ist. Es gibt sogar ein kleines Browser-Spiel, nur um die Basis-Befehle zu lernen: VIM Adventures. Aber die investierte Zeit ist es wert, da man sie später durch deutlich weniger Tastendrücke vielfach wieder reinholt. Sofern man ein paar Anfängerfehler vermeidet. Tom Ryder listet in diesem Artikel einige Anti-Pattern bei der Benutzung des Vim auf: Vim anti-patterns. Darunter Klassiker wie das zeilenweise Bewegen des Cursors z.B. mit jjjjjjjjj
oder die Benutzung der Cursor-Tasten zur Navigation.
Ich bin immer wieder fasziniert darüber, wenn meine Studierenden sich über den Vim aufregen, aber auf ihrem Betriebssystem noch nicht einmal einen vernünftigen Texteditor installiert haben. Die meisten haben noch nie etwas von Editoren wie Notepad++ oder PSPad gehört. Ich frage mich dann immer, wie sie das so lange ausgehalten haben. Ich glaube es gibt kein Tool, das ich häufiger bei der täglichen Arbeit nutze, als meinen Texteditor. Er ist für mich das „schweizer Taschenmesser“ des ITlers. Daher kann ich nur jedem Azubi empfehlen, sich einen vernünftigen Texteditor (=alles außer Notepad) zu suchen und seine Benutzung zu lernen.
Für einen richtig tiefen Einstieg in Vim empfehle ich – wie immer – Practical Vim, Second Edition: Edit Text at the Speed of Thought (Affiliate)* von Drew Neil. Wahnsinn, was man aus diesem alten Editor alles rausholen kann!